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Wie können wir den Abschied verarbeiten? Wissen Sie, unser gesamtes Leben ist stetig geprägt vom Abschied. Dieser unendliche Kreislauf beginnt schon mit der körperlichen Trennung von der Mutter bei der Geburt. Der Grundtakt allen menschlichen Lebens ist der Abschied und natürlich auch der dazugehörige Neuanfang. Unmengen von "kleinen Abschieden" begleiten unser Leben, denn auch kurzzeitige Trennungen sind ein solcher Abschied. Auch das Schlafen - Gehen ist der kurzzeitige Abschied vom heutigen Tag und zwar so lange, bis der neue Tag beginnt. Auch menschliche Entwicklungsübergänge von einer Fertigkeit hin zum Erwerb neuer Fähigkeiten und Freiheiten bedeuten für junge Menschen gleichzeitig auch die Loslösung vom Elternhaus (wieder ein kleines Abschied nehmen). Jeder, auch ein stiller Abschied ist meist ein wenig traurig.
Ein wundervolles Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe (Willkommen und Abschied) ›
Menschen mussten zu allen Zeiten und an allen Orten den Abschied ertragen, denn: Das menschliche Leben bedeutet auch ein ständiges sich verabschieden von lieb gewonnenen Menschen. Jeder Mensch hat in seinem Lebenslauf viele schwere und leichtere Übergänge zu schaffen. Das Leben ist ein ständiger Fluss, ist zudem auch ein ständiges Gehen und Kommen. Im Trauerfall heißt es auf Dauer, sich dieser Dynamik zu stellen, und nicht in der Trauer erstarrt zu verharren. Das ist ein großer Kraftakt und die Abschied nehmenden brauchen unterschiedlich lang, um sich den neuen Herauforderungen wieder stellen zu können.
Abschied – er gehört zum Leben
Erst wenn sich der erste Schmerz legt, kann sich Neues entwickeln. Die Geschichte der Menschheit zeigt, dass die Völker, die sich von hergebrachten Traditionen ein Stück weit lösen konnten, und neue Ausgestaltungen der Lebensbewältigung fanden, die Kraft aufbrachten neue Wege zu gehen. Auch Volkslieder, alte Märchen, Mythen und Erzählungen schildern, wie ein Abschied wühlt die Gefühle aufwühlt. Es sind Emotionen, denen sich die meisten Menschen gerne durch verdrängen entledigen möchten. Es gibt sehr unterschiedliche Abschiede, manche ereignen sich in Kummer und Schmerz. Die Abschiede von Verstorbenen sind teils voller Trauer aber auch manchmal voll Zorn oder in Ratlosigkeit und Resignation, dass man alleine gelassen wurde.
Abschied und Trauer
Die Gesellschaft schiebt den Gedanken an das Sterben in ihren gesamten Verhaltens-weisen ganz weit weg. Der Trauerforscher Canacakis sagt dazu: "Es gibt sehr viele Menschen, die aussichtslos nach der Möglichkeit suchen, ihren Kummer auszudrücken. Sie wissen instinktiv, dass ein Aussprechen sie erleichtern würde, doch in unserer Gesellschaft gibt es nur wenige Räume für trauernde Menschen und ihre Gefühle. Die meisten Menschen sind im stillen Kämmerlein und bleiben dort allein mit ihren Tränen. Wenn ein Kummer alt und immer noch stark ist, kann man in dieser Starre auch verloren gehen. Der Mensch fühlt sich von allen verlassen und unverstanden und gerät in die Isolation." (Canacakis & Bassfeld – Schepers, 1994/4). Aber durch das Ausblenden von Abschieds- Erfahrungen und das übliche Verdrängen des Sterbens geht dem menschlichen Leben eine wesentliche Größe verloren. Es büßt zudem viel von seiner Lebendigkeit ein.
Abschied von Kindern
Das Leben von Kindern sollte von Glück und Freude erfüllt sein, deshalb ist der Abschied auch nicht das Hauptthema im Leben eines Kindes. Viele Erwachsene fragen sich, ob sie den Kindern einen Abschied ersparen sollen. Wenn der Abschied einen für das Kind wichtigen Menschen betrifft, wird er nicht vermeidbar sein. Die Erwachsenen sollten jedoch dafür Sorge tragen, dass sie gemildert und verstanden werden.
Der erste Abschied ist schon die körperliche Trennung von der Mutter. Es ist ein Abschied, wenn das Kind bei der Geburt die Geborgenheit bei der Mutter verlässt. Hier beginnt schon der Eintritt des Kindes in neue Erfahrungswelten. Es ist der Kreislauf des Lebens: der Abschied ergibt den Neuanfang, Loslassen bringt neue Entwicklungschancen; der Tausch der Einschränkung gegen die eigene Freiheit; das ständige Weggehen und wieder Heimkommen.
In den meisten Fällen müssen Kinder nicht die existenziellen Verlust Erfahrungen, wie Tod eines Elternteils, machen. Sie erleben jedoch die vielen "kleinen Abschiede" wie den Wegzug eines Freundes oder ein Krankenhausaufenthalt der Mutter, das Abgeben in der Kinderkrippe können für einige Kinder ebenso das tragische Abschied nehmen mit Kummer und auch Schmerz sein. All diese Prozesse verlangen auch die Loslösung und den Abschied, auch wenn uns das nicht jeden Tag bewusst ist. Auch Scheidungen sind oft traumatische Abschiede von Kindern und zu erleben, wie die Eltern in Streit und Wut auseinander gehen.
Viele Kinder sind dabei, wenn ein naher Verwandter beerdigt wird und haben den Kummer und die Trauer der Erwachsenen gespürt. Die meisten Menschen verdrängen traurige Begebenheiten aus ihrem Leben. Kinder von Abschieds- Erfahrungen zu isolieren, ihnen aus falsch verstandener Fürsorge die leidvollen Erfahrungen zu ersparen ist kein guter Dienst, den man ihnen angedeihen lässt. Sogar die schmerzhaften Abschiede sollten Kinder wie Erwachsene bewusst durchleiden und gemeinsam die Trauer spüren. Wichtig ist auf jeden Fall, dass man Ihnen alles kindgerecht erklärt, denn dann können sie ganz anders und besser damit umgehen.
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